Greifenberg und Kuhnert schießen Elstern ab

In einer Neuauflage des Pokalfinales der letzten Saison besiegt der FC St. Pauli den Titelverteidiger Bergedorf 85 deutlich mit 3:0. Ann-Sophie Greifenberg und Carlotta Kuhnert lassen mit ihren Toren die Fans der Braunweißen vom ersten Titel und der damit verbundenen ersten Teilnahme am DFB-Pokal träumen.


In den letzten zwei Saisons scheiterte St. Pauli im Halbfinale und Finale an den Elstern aus Bergedorf. Doch der Weg bei den Braunweißen zeigt nach oben, 85 muss hingegen mit einem personellen Aderlass kämpfen. Deshalb ging das Team von Kai Czarnowski erstmals leicht favorisiert an den Start.


Der Blick auf die Startaufstellungen offenbarte, warum man zu dieser Annahme vor dem Anpfiff kommen konnte. Der substanzielle Verlust bei Bergedorf ist nicht zu leugnen. Vier Pokalgewinnerinnen gehören nicht mehr dem Kader an. Zudem musste Stamm-Torhüterin Jennifer Weber aufgrund beruflicher Verpflichtungen passen.

Wiederholung des Pokalfinales

Bei den Gastgeberinnen gab es im Vergleich zum Finale drei Änderungen. Die noch angeschlagene Sanna Barudi saß ebenso wie Amke Ihben, die kurz vor Schluss eingewechselt wurde, auf der Bank. Verena Mannes verweilt, wie im letzten Bericht erwähnt, aktuell im Urlaub. Ohne Leistungsabfall ist das Team aber in der Lage, dieses Trio zu ersetzen. Das Pokalspiel sollte diese Einschätzung widerspiegeln.

 

Czarnowski wollte sich mit der Favoritenrolle vor dem Anpfiff aber nicht anfreunden und stellte deutlich klar: "Bergedorf ist mit 14 Spielerinnen angereist, mit einem Topteam!" In der Tat sprachen die letzten Ergebnisse für die Gäste aus dem Osten Hamburgs, die mit drei Siegen ohne Gegentor an die Feldstraße kamen.

 

Und nicht nur der Presse gegenüber hatte der Trainer offenbar diese Worte gewählt. Die Antennen der Kiezkickerinnen waren offensichtlich sensibilisiert worden. Sein Team präsentierte sich von der ersten Minute an hellwach und Kapitänin Inga Schlegel setzte gleich einmal nach zwei Minuten einen Schuss an die Latte.

Erneut 1:0 für St. Pauli

Weiter ging es mit Chancen für Ann-Sophie Greifenberg und Carlotta Kuhnert, sodass 85- Torfrau Jasmin Hadrous deutlich hörbar an ihr Team appellierte: "Bergedorf, wach' endlich auf!" In dieser Phase versäumte es die Heimelf, das frühe Führungstor zu erzielen.

 

1:0 für Braunweiß hatte es in den letzten zwei Duellen übrigens schon nach acht beziehungsweise neun Minuten gestanden. Diesmal sollte es bis zur 23. Minute dauern. Kuhnert stand nach einem missglückten Schuss von Lynn Isken in der linken Strafraumhälfte goldrichtig und schob unter den Protesten der Gegnerinnen, die eine Abseitsstellung monierten, zum verdienten 1:0 ein.

 

Der Treffer war umstritten. Aus meiner Warte konnte ich nicht urteilen, ob eine irreguläre Position Kuhnerts vorlag. Dem Sommerzugang konnte das natürlich letztlich egal sein. Die jüngste Spielerin des Kaders feierte bei ihrem zweiten Startelfeinsatz ihren ersten Treffer überhaupt.

 

Nun führte die Elf also wieder mit 1:0. Auch gegen Kiel hatte die Führung am letzten Sonntag nicht gereicht. Nun sollte "das Team cleverer agieren. Also von Offensive zu kontrollierter Offensive umschalten", so Czarnowski.

Der Unterschied zu den vorigen Niederlagen

Auf dem Feld wurde diese Vorgabe hervorragend umgesetzt. Bergedorf wurde kaum Luft zur Erholung gelassen. Aggressiv wurden die Gegenspielerinnen ständig schon bei der Ballannahme gestört.

 

Geradezu typisch für diese Phase des Spiels war das 2:0. Greifenberg eroberte sich gleich zweimal innerhalb weniger Sekunden den Ball in der gegnerischen Hälfte. Beim zweiten Mal drang sie entschlossen in den Strafraum vor und schloss sehenswert ins lange Eck ab.

 

"Wir haben zum richtigen Zeitpunkt nachgelegt", unterstrich der Trainer nach dem Schlusspfiff die Wichtigkeit des zweiten Treffers, der schon fast entscheidend war. Denn Bergedorf kam im ersten Durchgang zu keiner Torchance. Tara Zimmermann verlebte im Kasten St. Paulis einen recht ruhigen Abend.

Greifenberg entscheidet die Partie

Das änderte sich kurzzeitig nach der Pause, als sich die Elstern für einige Minuten entschlossen zeigten, den Hebel doch noch umzulegen. Nun war auch Zimmermanns Einsatz gefragt. Doch Lina Appel und Desiree Steinike konnten sie nicht überraschen.

 

Das galt auch für die gefürchtete Fabienne Stejskal, die nur in Ansätzen ihre Gefährlichkeit aufblitzen ließ. Vor eineinhalb Jahren hatte die Stürmerin St. Pauli fast im Alleingang abgeschossen. Nun aber wurde sie von der starken Deckung St. Paulis fast vollständig aus dem Spiel genommen.

 

Als nach einer Stunde Hadrous einen Freistoß von Nina Philipp nur unzureichend abwehrte, setzte Greifenberg im Nachschuss schon den Schlusspunkt. Trotz ihrer zwei Tore war für mich allerdings nicht die Stürmerin die Frau des Abends.

Erster Sieg über Bergedorf

Diesen Titel würde ich an Kuhnert vergeben, die aufopferungsvoll die linke Seite beackerte, keinem Zweikampf aus dem Wege ging und unzählige Bälle eroberte, wobei sie hervorragend von Lena Kattenbeck unterstützt wurde.

 

Nach dem Schlusspfiff feierten insbesondere Ersatztorhüterin Katrin Schwing, Kim Koschmieder und Kathrin Miotke den ersten Sieg über ihren Ex-Verein, der für ihren aktuellen Klub einen weiteren Meilenstein darstellt.

 

"Ob es der schönste Sieg in all den Jahren war, kann ich noch nicht sagen. Aber er fühlt sich unheimlich gut an", deutete Czarnowski die Wichtigkeit des Erfolgs an. Schließlich war Bergedorf nach dem Desaster beim Hamburger SV jahrelang die Nummer eins im Hamburger Frauenfußball.

 

Da wie erwartet das arg geschwächte DUWO beim Tabellenführer der Oberliga Walddörfer SV zeitgleich ausschied, ist seine Elf nun das ligahöchste verbliebene Team im Achtelfinale und nimmt damit zwangsläufig die Favoritenrolle ein - ganz gleich, ob das Czarnowski so passt. Allerdings wird seine Elf ab sofort deshalb bis zum Finale auch immer auswärts antreten müssen. Mit den Walddörferinnen und Tornesch lauern deshalb mindestens noch zwei gefährliche Gegner im Lostopf.

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