Im direkten Nachbarschaftsduell gegen den Tabellenvierten Holstein Kiel starteten die Braunweißen ohne Verena Mannes, die in dieser Woche auf Reisen ist. Deshalb wird sie auch den Pokalkampf gegen Bergedorf und das Spitzenspiel bei Werder Bremen verpassen. Stattdessen lief auf links Vivian Kellner auf.
Scheinbar auf den nächsten Heimsieg stellte Nina Philipp die Weichen. Von der Strafraumgrenze zog sie ab und überraschte nicht nur zahlreiche noch auf den Sportplatz eilende Fans, sondern auch die Defensive der Gäste. Schon nach etwa 20 Sekunden hieß es 1:0 für St. Pauli.
Nach meiner Einschätzung ist der stramme Schuss der schnellste je erzielte Treffer der Ersten Frauen des FC St. Pauli. Seit fast 17 Jahren besuche ich nun regelmäßig deren Partien und kann mich an kein so frühes Tor erinnern.
1:0 nach 20 Sekunden
Im Anschluss entwickelte sich ein ausgeglichenes Match mit wenigen Chancen auf beiden Seiten bis zum Pausenpfiff. Ann-Sophie Greifenberg wurde nach einer Viertelstunde wunderbar in der rechten Strafraumhälfte freigespielt. Doch der Stürmerin fehlte das Schussglück. Der Ball prallte an den linken Pfosten.
Nach 20 Minuten fiel der überraschende Ausgleich. Sarah Begunk stellte den verdienten Pausenstand her. Die Gegnerinnen stellten in der Folge geschickt die Räume zu, sodass der Spielfluss St. Paulis litt und das Team nur selten im gegnerischen Strafraum auftauchte. Zudem musste Greifenberg einige unfaire Tritte der energischen Verteidigung einstecken.
Das Bild änderte sich im zweiten Durchgang. Die Truppe von Kapitänin Inga Schlegel kam nun zu einigen guten Chancen, doch der Ball wollte kein zweites Mal einschlagen. Torfrau Victoria Bendt lenkte einen Philipp-Schuss gerade noch an den linken Pfosten und ein Freistoß von St. Paulis Torjägerin krachte an die Latte. Den Nachschuss beförderte Greifenberg neben das Tor.
Pfosten und Latte verhindern Sieg
Lena Kattenbeck köpfte nach einer Ecke knapp über das Kieler Gehäuse und es schien so, als ob das 2:1 nur eine Frage der Zeit sei. Mittelfeldspielerin Kathrin Miotke analysierte nach der Partie: "Wir waren so nah an dem 2:1 und kassieren dann selbst das Gegentor. Das haben wir nicht verkraftet und sind mental eingebrochen."
In der Tat waren die Braunweißen nicht mehr in der Lage zu antworten, nachdem die erst acht Minuten vorher eingewechselte Paula Dieckmann 20 Minuten vor dem Ende einen Alleingang vollendete. Dies war in den Spielen zuvor noch anders gewesen, als viele Punkte erst in den Schlussminuten erobert wurden.
Doch nun machte sich Hektik in den Aktionen der Gastgeberinnen breit. Das Team stand zu tief und verhedderte sich im Mittelfeld in unnötige Zweikämpfe. Kiel verteidigte nun bravourös und verdiente sich somit auch den Sieg.
Erste Niederlage nach eineinhalb Jahren
St. Paulis Trainer Kai Czarnowski, der sein Team nach der Begegnung für die "starke zweite Halbzeit" lobte, versuchte noch mit einem Doppelwechsel zwölf Minuten vor dem Ende für neuen Schwung zu sorgen. Die Maßnahme erwies sich aber als wirkungslos. Ilijana Kljajic öffnete sich nur einmal für wenige Sekunden ein Schusskanal, aber eine Kielerin sprang im Strafraum letztlich doch noch in die Schussbahn.
Als die ordentlich leitende Schiedsrichterin Jacqueline Herrmann der nach einem Kontakt mit einer Kielerin gestürzten Stürmerin in der Nachspielzeit einen Strafstoß verweigerte, stand die erste Niederlage nach anderthalb Jahren fest. Für diese hatte übrigens Kljajic selbst gesorgt, als sie damals eine halbe Stunde vor Schluss das einzige Tor der Partie für ihren damaligen Verein Einigkeit Wilhelmsburg gegen St. Pauli erzielte.
Die Fans waren trotz der Pleite mit dem Team zufrieden und verabschiedeten die Spielerinnen mit viel Applaus und einem lauten You'll never walk alone. Am Mittwoch werden die Anhänger wieder in der Feldarena sein, wenn innerhalb des Pokals Bergedorf 85 zu Gast sein wird.
Die Pokalsiegerinnen der letzten Saison sind in einer beeindruckenden Form. Die letzten drei Partien haben sie ohne Gegentor gewonnen und sich in der Tabelle ins Mittelfeld geschoben.
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