Der FC St. Pauli hat seine eindrucksvolle Erfolgsserie in der englischen Woche ausgeweitet. Auch der TSV Havelse konnte die Braunweißen trotz einer frühen 2:0-Führung nicht stoppen. Nach einer schwachen Anfangsviertelstunde drehten Nina Philipp und Co. auf und schenkten den Gastgeberinnen noch fünf Tore ein.
Vor einem halben Jahr war der Hamburger SV bei Havelse zu Gast gewesen und verlor im Abstiegskampf trotz zweimaliger Führung mit 2:3. Die Frau der Partie war eine gewisse Florence Augath, die zwei Assists verbuchte und das wertvolle 2:2 selbst schoss. Auch am Sonntag sollte die Stürmerin im Mittelpunkt stehen - nur völlig anders als gewohnt.
Für die zahlreich mitgereisten Fans der Braunweißen stand aber natürlich die eigene Elf im Zentrum des Geschehens. 65 Reisende hatten sich nach Garbsen aufgemacht und registrierten in der Startelf eine personelle Veränderung. Für die angeschlagene Sanna Barudi ("Ich werde mich einlaufen, aber wahrscheinlich wird es nicht reichen. Wir haben außerdem einige schwere Spiele vor uns.") kehrte Kim Koschmieder ins Abwehrzentrum zurück.
Konfuse Anfangsviertelstunde
In den ersten zehn Minuten herrschte bei den Gästen heillose Verwirrung. Schwere Abwehrpatzer und Fehler im frühen Stadium des Aufbauspiels brachten Havelse mehrmals in beste Schusspositionen.
Louisa Less und Yvonne Tünnermann bedankten sich und schossen eine komfortable Führung für den TSV heraus.
St. Pauli brauchte eine Viertelstunde, um Ordnung in die eigenen Reihen zu bekommen und selbst Akzente zu setzen. Eine erste gute Chance beförderte Ann-Sophie Greifenberg über den Kasten von
Augath. Kasten von Augath?
Somit ist der Bericht bei einem Kuriosum angekommen. Vor zwei Spieltagen war die Nummer eins der
Havelserinnen Melanie Würmel bei einem 2:1-Sieg gegen DUWO nach einer Beleidigung eines Zuschauers des Platzes verwiesen worden. Vor einer Woche hatte auswärts bei einem 1:3 in Delmenhorst
Michelle Klemm aus dem zweiten Team die Rolle zwischen den Pfosten nicht überzeugend ausfüllen können.
Miotke bläst zur Aufholjagd
Nun war Augath an der Reihe, ihr Können auf ungewohnter Position zu zeigen. Das hatte sie auch schon direkt nach dem beschriebenen Platzverweis getan. Dabei wurde sie nach einer halben Stunde von
ihren Vorderleuten verlassen und musste das erste Gegentor durch Kathrin Miotke hinnehmen, die ihrer Gegenspielerin den Ball abluchste und danach freie Bahn hatte. "Ich sah eine Chance und
probierte es einfach", beschrieb die Torschützin nach der Partie den wichtigen Moment, der die Aufholjagd einleitete.
Linda Sellami glich nur drei Minuten später per Distanzschuss aus. St. Pauli war nun im Spiel. Doch die
Deckung wackelte weiterhin. Tara Zimmermann hatte erst gegen Antje Schulz das 3:0 verhindert und parierte nun in den Schlussminuten des ersten Durchgangs im direkten Duell erstklassig gegen Maike
Stickel, die zudem frei vor der Torfrau den Ball kurz darauf knapp neben den rechten Pfosten setzte.
Tor Nummer 18, Tor Nummer 18, Tor Nummer 18 Nina Philipp
In der ersten Hälfte stimmte die Balance im Team von Trainer Kai Czarnowski nicht, der in der Pause auf dem Spielfeld mit seinen Spielerinnen eifrig diskutierte und dabei offensichtlich die
richtigen Worte fand, um die Mängel abzustellen. Im zweiten Durchgang dominierten die Gäste aus Hamburg die Partie. Havelse wirkte wie Torhüterin Augath verunsichert. Nun zeigte sich, wie wichtig
in der Regionalliga eine gute Torfrau ist, ohne die St. Pauli zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Spiel gewesen wäre.
Philipp drückte nun aufs Tempo. Sie brauchte keine neun Minuten um Braunweiß erstmals mit einem satten Flachschuss aus 14 Metern in Führung zu bringen. Vor den Augen ihrer aus Bielefeld
angereisten Familie hob sie zudem aus 28 Metern einen Freistoß unter die Latte. Nach 70 Minuten war das Match entschieden. Zu überlegen waren die Gäste und die Fans kramten die Siegeslieder aus
ihrem Repertoire.
Doch ausgerechnet Zimmermann machte es noch einmal spannend. Als sie einen an für sich harmlosen Fernschuss von Jana Schauer unkonzentriert passieren ließ. Plötzlich schöpfte Havelse noch einmal
Hoffnung. St. Pauli setzte in der Folge auf Konter über die eingewechselten Vivian Kellner, Carlotta Kuhnert und Ilijana Kjajic.
Es war aber Philipp vorbehalten, auch den Schlussakkord zu setzen. "Havelse ist für mich ein gutes Pflaster. Hier habe ich schon oft getroffen", freute sich die Angreiferin, die mit drei Treffern nicht nur entscheidenden Anteil an der ersten Heimniederlage der Saison des TSV hatte, sondern sich nun mit vier anderen Spielerinnen an der Spitze der Torjägerinnenliste der Regionalliga befindet.
Der Lohn für harte Arbeit
Czarnowski hob nach der Partie erneut die tolle Moral seines Teams hervor, das die englische Woche mit sieben Punkten und 12:8-Toren sehr erfolgreich absolvierte und den dritten Tabellenrang
festigte. Der Zusammenhalt im Team ist in der Tat bemerkenswert. Die Ersatzbank fieberte beispielsweise aufgeregt mit und feuerte die Elf auf dem Platz immer wieder an.
Zur Belohnung durften Spielerinnen und Fans auf dem Rückweg ein hervorragendes und liebevoll vorbereitetes Buffet am Hodenhagener Flugplatz im Restaurant von Barudis Eltern einnehmen. Am
kommenden Sonntag steht das nächste Heimspiel um 15 Uhr gegen den Tabellenvierten Holstein Kiel an.
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