"Die Bäume wachsen nicht in den Himmel"

Ein Sprichwort aus der Botanik bemühte Kai Czarnowski nach dem Schlusspfiff. "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel", analysierte der Trainer und schob nach: "Und das ist gut so." Nein, enttäuscht waren die Ersten Frauen nach dem Schlusspfiff tatsächlich nicht. Wieder einmal hatten sie in den letzten Spielminuten zugeschlagen und die erste Liganiederlage seit anderthalb Jahren erfolgreich verhindert.

2:2 lautete das Ergebnis gegen den ATS Buntentor nach dem Schlusspfiff. "Es war mehr drin, aber auch weniger", analysierte Czarnowski und hatte nach 90 turbulenten Minuten Recht. Nach 45 Minuten hatte viel für einen weiteren Heimsieg gesprochen, am Ende war der Ausgleich glücklichen Umständen zu verdanken. Was war passiert? 

Per Eigentor zur Führung

St. Pauli begann gegen die Gäste aus Bremen offensivstark. Auf der rechten Seite setzte sich Ann-Sophie Greifenberg mehrmals stark durch. Doch bis zum Schlusspfiff sollte das Schusspech an ihren Schuhen kleben. Keine Spielerin schoss öfter auf das Tor. Doch keiner der oft sehenswerten Abschlüsse landete im Netz.

Da verwunderte es nicht, dass ein Eigentor der Bremerinnen zur Führung herhalten musste. Nach einer Viertelstunde beförderte Kathrin Seeger eine Freistoßflanke aus 15 Metern in den eigenen Kasten. Die Braunweißen jubelten nur verhalten. Damit war schon der Pausenstand erreicht, denn neben Greifenberg vergab Philipp die beste Chance, als sie von links kommend ins Zentrum zog und mit einem platzierten Schuss an der glänzend reagierenden Jessica Kaufmann scheiterte.

Die Torfrau Buntentors hätte zur Frau der Partie avancieren können, wenn sie nicht zehn Minuten vor dem Ende großes Pech gehabt hätte. Doch dazu später mehr. Nach der Pause stellten die Gäste auf eine Dreierkette in der Defensive um und kamen prompt nach einem Standard zum Ausgleich. Bei einer Ecke stand Lisa Scheumann am zweiten Pfosten goldrichtig und köpfte ein.

Buntentor dreht die Partie

In der 56. Minute sorgte Scheuermann gar für das 1:2. Die flinke und sehr wendige Stürmerin näherte sich St. Paulis Strafraum mit hohem Tempo und schlug einen Haken um Sanna Barudi. Unhaltbar schlug der Ball unten rechts ein. Das Spiel war gedreht. In dieser Phase war Buntentor dem dritten Treffer näher als die Gastgeberinnen dem Ausgleich.

St. Pauli vermisste die erkrankte Kathrin Miotke, die bei Anpfiff noch hinter dem Getränketresen gestanden hatte. Kim Koschmieder fiel weiterhin wegen einer Verletzung aus. Carlotta Kuhnert feierte hingegen ihr Ligadebüt für die Braunweißen.

Untypisch wechselte Czarnowski in der Folgezeit dreimal das Personal. Die kampfstarke Lynn Isken kam für Vivian Kellner und besetzte den rechten Flügel. Greifenberg rückte auf die linke Seite, weshalb Buntentors Trainer Jörg Beese sich zu einer erneuten Umstellung gezwungen sah.

Belohnung am Ende

St. Pauli gelang es mehrmals durchs Zentrum durchzustoßen, doch die sehr aufmerksame Kaufmann entschärfte auch diese Chancen. Ausgerechnet ein an sich harmloser hoher Schuss Greifenbergs sollte für die Wende sorgen. Nachdem die Torfrau diesen Ball abgefangen hatte, rutschte sie mit dem Standbein weg und konnte die Partie nur humpelnd fortsetzen.

 

Warum Kaufmann nicht ausgewechselt wurde, war das große Fragezeichen der Partie. Buntentor war ohne Ersatztorhüterin angereist, aber jede Feldspielerin wäre nun beweglicher gewesen. Kurz vor dem Unfall waren auf Hamburger Seite dann doch Miotke und Amke Ihben in die Partie gekommen.

St. Pauli drückte mit aller Macht auf den Ausgleich, öffnete Buntentor so aber auch Räume für Konter. Diese wurden von den Bremerinnen jedoch schlecht ausgespielt oder von Barudi resolut abgeräumt. In der 87. Minute wurde der Kampfgeist der Gastgeberinnen doch noch belohnt. Philipp schoss nach einer zu kurz abgewehrten Ecke von der Strafraumgrenze zum umjubelten Ausgleich ein. Eine fitte Kaufmann hätte den Ball wohl abgefangen. Unmittelbar danach wurde sie doch noch ausgewechselt und eine Feldspielerin streifte sich das Torhüterinnentrikot über.

In der Nachspielzeit bot sich der durchgebrochenen Linda Sellami gar noch die Chance für drei Punkte. Doch hart bedrängt beförderte sie den Ball aus 14 Metern auf die Nordtribüne.

Hammer-Pokalauslosung

Am nächsten Mittwoch steht schon die nächste Heimpartie an. Die beim Stand von 1:1 abgebrochene Partie gegen den VfL Jesteburg ist als Wiederholungsspiel für 19:30 terminiert. Die Rüsselkäferinnen landeten am Sonntag mit 3:1 bei Fortuna Celle ihren ersten Saisonsieg und werden motiviert in der Feldarena erwartet.

 Was ist sonst noch wichtig? Im Hamburger Pokal wird es Anfang November zum bisher wichtigsten Saisonspiel der Braunweißen kommen. Bergedorf 85 wurde St. Pauli zugelost. Damit kommt es schon in der Runde der letzten 32 zur Wiederholung des letztjährigen Finales!

Die starke Jessica Kaufmann hielt im ersten Durchgang, was zu halten war.
Die starke Jessica Kaufmann hielt im ersten Durchgang, was zu halten war.
Verhalten jubelte St. Pauli nach dem Eigentor.
Verhalten jubelte St. Pauli nach dem Eigentor.
Nina Philipp zieht ins Zentrum.
Nina Philipp zieht ins Zentrum.
Doch auch diesen platzierten Schuss wird Kaufmann gerade noch um den Pfosten lenken.
Doch auch diesen platzierten Schuss wird Kaufmann gerade noch um den Pfosten lenken.